Warum eigentlich Krimis werde ich oft gefragt und frage mich das manchmal selbst, denn ich bin ein doch eher schreckhafter Mensch. Die Menschen, die nach Lesungen fragen oder jene, die gerade meine Bücher gelesen haben und mich dann auf der Straße treffen, wissen das ja nicht, ihr Interesse gilt nur der Genre-Wahl. Gerade nach dem ersten, den viele als unerwartet grausam empfanden, passierte mir das oft. Ich hörte Sätze wie: „So etwas haben wir von Ihnen gar nicht erwartet, Sie sehen so zart und fröhlich aus“ und musste lachen. Ich indessen empfand und empfinde meinen ersten Roman gar nicht als grausam, aber dazu später …
Zunächst: Krimis zu schreiben hat sich für mich sehr natürlich ergeben. Ich habe in Konstanz studiert und nach meinem Studium eine Promotion begonnen über Spannung im Film und in der Literatur. Ich habe viel gelesen und angesehen und genau untersucht wie Spannung funktioniert, was sie mit uns macht. Und irgendwann so in der Mitte der Doktorarbeit habe ich gemerkt, dass ich gar nicht mehr über Spannung schreiben will, sondern lieber selbst schreiben will. Also etwas Spannendes, gleichzeitig über ein Thema, das mich beschäftigt, mit dem ich im besten Fall polarisiere und nicht einfach nur eine spannende Unterhaltung biete.
Dabei treibe ich meine Figuren gern an den Rand des Vorstellbaren. Sie dürfen Dinge tun und denken, die nicht in einen normalen Roman passen würden, und das gilt für die Bösen ebenso wie für die Guten. Sie dürfen verwirren mit ihrem Denken und Handeln, dürfen Regeln missachten und sollen beim Leser einen Denkprozess auslösen, wie er wohl handeln würde, wenn er in solch eine Situation geraten würde.
Meine Figuren sind stets Grenzgänger und manches Mal bin ich selbst überrascht wie sich eine Situation entwickelt, wenn meine Figur wächst und wächst und irgendwann eigene Entscheidungen trifft …
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