Ein schwieriges Thema: Was ist Gerechtigkeit?
Auslöser ist eine Folge von Nils Holgersson. Ein kleiner Elch tritt auf der Flucht aus Versehen die Natter Harmlos tot. Dessen Gefährtin, die Natter Hilflos, sinnt auf Rache. In einer Tierversammlung soll über eine gerechte Bestrafung verhandelt werden.
„Mama, nein! Wieso soll der kleine Elch bestraft werden? Er hat es doch nicht mit Absicht gemacht!“, empört sich meine Tochter.
„Das ändert für die Natter leider nichts“, gebe ich zu Bedenken. „Harmlos ist tot und Hilflos wütend.“
„Ja, das verstehe ich schon. Aber wieso ist denn die Natter Hilflos so wütend auf den Elch? Er hat sich doch entschuldigt!“
„Das reicht ihr wohl nicht. Die Natter Hilflos ist einfach sehr traurig, dass sie ihren Gefährten verloren hat, da will sie eben eine gerechte Strafe, und nun ist sie wütend, weil sie merkt, dass es keine gerechte Strafe gibt. Oft wird aus Hilflosigkeit und Trauer eben Wut.“
„Aber Mama, begreift die Natter denn nicht, dass Wut nicht gegen Traurigkeit hilft?!“
Ein großes Wort gelassen ausgesprochen, denke ich, und will meiner Tochter dann doch auf den Zahn fühlen, ob sie begreift, was sie da gesagt hat.
„Hör mal, bist du nicht wütend auf den Marder, der unseren Hasen getötet hat?“
Sie sieht mich ernst an, dann schüttelt sie den Kopf.
„Nein, Mama, das macht ja keinen Sinn, denn dann brauch ich noch mehr Platz in mir: für die Traurigkeit und dann auch noch für die Wut. So viel Platz habe ich nicht, denn die Liebe muss da ja auch noch rein.“
Ach, was bin ich froh: kein Platz für Wut!
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