Mich fasziniert am Schreiben vor allem die notwendige Präzision, die man dabei haben muss. Jeder Satz ist eine bewusste Entscheidung und für jeden Satz übernimmt man beim Schreiben die Verantwortung. Wer schreiben will, vor allem längere Texte, ist gefordert, seine Gedanken zu strukturieren, konsequent ein Thema, verschiedene Handlungsstränge, Figuren und ihre Charakterzüge zu entwickeln und zu verfolgen. Auch ist man dabei einer Plausibilität verpflichtet. Dieses gilt in besonderer Weise für Empfindungen, die wir in unsere Geschichten packen. Wir benötigen Wörter, die nicht schon Hundert Mal verwendet wurden und dennoch genau das gewünschte Gefühl bei LeserInnen hervorrufen. Und wir erzählen nicht nur mit Wörtern, wir erzählen auch zwischen den Zeilen, mit den Wörtern, die wir nicht benützen, in jenen Sätzen, die ungesagt bleiben, wenn wir unserer Geschichte und der Szene vertrauen, die wir heraufbeschworen haben.
Schreiben ist die Kunst, die Leserinnen und Leser Dinge sehen und schmecken und riechen und fühlen zu lassen, die gar nicht da sind.
Die schönsten Momente bei Lesungen sind daher für mich, wenn ich Menschen zum Lachen oder zum Weinen bringe, wenn ich sehe, dass sie vor Spannung unruhig auf ihren Stühlen hin- und herrücken, wenn ich merke, dass meine Wörter die richtigen waren, um sie zu erreichen.